UNFREIWILLIGER ABSTIEG
Wir haben es geschafft. Wir waren in Marokko.
Dort wollten wir als erstes einen Arzt aufsuchen, da die Schulter von Matthias seitdem wir Deutschland verlassen hatten, schmerzte und immer schlimmer wurde. Die erste deutschsprachige Hilfe, dessen Adresse ich dabei habe, ist Dr.Guidon in Casablanca. Unser Tagesziel auf dem Weg dorthin war Larache, eine kleine Stadt am Atlantik - in Richtung Südwesten an Tetouan vorbei war es eine Tour, die wir nach den Grenzstrapazen noch gut schaffen konnten.
Wir fuhren über karge Hügellandschaften und staubige Schotterpisten, entlang an fruchtbaren Feldern und tropischen Palmaleen. Plötzlich ein Fehler. Nicht aufgepasst. Abgelenkt. In Gedanken. Ein Auto stand hinter einer Kurve auf einer engen Straße mit Gegenverkehr. Ich musste voll in die Eisen steigen um knapp hinter dem Wagen zum Stehen zu kommen, während ich Hias im Rückspiegel immer näher kommen sah. Reflexartig klammerte ich mich, auf den Aufprall eingestellt, am Lenker fest, riss am Gas und scherte nach Links auf die Gegenspur weg, drehte mich nach rechts und sah ihn, seine voll beladene Maschine auf dem Vorderrad rollend, neben mir in dem Kleinwagen einschlagen. Gekonnt fiel seine gerade noch fast senkrecht stehende Maschine aus dem professionell wirkenden Stoppie in die Federn zurück - seine Knie gaben allerdings nach und er kippte mitsamt der Maschine um. Ich stellte meine Maschine ab, lief zu ihm hin, es ging ihm gut, ich half ihm auf, er stand unter Schock, Marokkaner umzingelten uns, sie lachten, wir hoben zusammen die Twin auf, Totalschaden am Kleinwagenheck, wir diskutierten, wir schrieben in den Sand, wir einigten uns, wir lachten, Hias bezahlte. Seine Maschine hat nun einen gebrochenen Radschutz vorne und ein Seitenkoffer hängt schief, sein Lenker ist ein bisschen krumm und der linke Spiegel ist gebrochen aber Matthias hat seit dem Unfall keine Schmerzen mehr in der Schulter. Auch sagt er, könne er endlich wieder klar denken. Wir erreichten letztendlich Larache und fielen erschöpft aber glücklich nach einer Tasse Minztee in's Reich der Träume. Alhamdolilah!